Donnerstag, 28. August 2008

15 Minuten


Was ist das schlimmste, das man extrovertierten, viel zu unruhigen Menschen aufbürden kann? Genau: sie zu zwingen, still zu sitzen, nichts zu tun, am besten auch gar nichts zu denken. Von berufener Seite wurden mir persönlich 15 Minuten aufgebürdet, jeden Morgen gleich nach dem Aufstehen. Sitzposition entspannt, Rücken gerade, Augen geschlossen, und dann Stille, außen darf sich nichts bewegen, innen alles...

So viel Zeit habe ich gar nicht zur Verfügung, dachte ich zunächst und im Ernst, schließlich bin ich Freiberufler mit Hund und habe dies und das und noch viel mehr Tag für Tag zu erledigen. Mein diplomatischer Versuch, das Ganze auf zehn Minuten herunterzuhandeln, wurde abgeschmettert.  Wohl mit gutem Grund. Fünfzehn Minuten sind lang, deutlich länger als zehn. Und Ziel ist es ja zur Ruhe zu kommen...

Was wirklich schwer ist. Wie alle Journalisten bin ich ein Vielfraß des Äußerlichen, der alles in seiner Umgebung aufsaugt - fast zwanghaft -,  weiterverarbeitet und dabei sichtlich aufblüht. Ein Wiederkäuer, wenn auch auf höchstem Niveau. Wahrnehmen nach Innen hingegen... Wie macht man das? Vielleicht ist da gar nichts? Oder viel zu viel, dass es mich gefährlich überschwemmt?  Wahrnehmen nach innen - ehrlich - ich glaub', ich hab's nie praktiziert. Wich lieber aus. Mir fällt Hanna Schygulla ein, die einmal meinte: Das, was man in seinem Leben am meisten gemieden hat, wird man irgendwann später erst recht tun müssen. So gesehen bin ich ja vielleicht früh dran.

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Na, und? Jueb? Nun wollen wir doch wissen, ob es nutzt. Ob du, seit du allmorgendlich eine Viertelstunde (Gottohgott, im Ernst eine VIERTELSTUNDE?!)auf dein Innerstes lauschst, ein besserer Mensch geworden bist? Besonnener, weniger im Stress?

Mit anderen Worten: Ob wir das AUCH machen sollen...

Sollen wir?

fragt sich

die Ruth

Anonym hat gesagt…

Hallo jueb,

schön, dass Du wieder da bist.
Und Ruths Frage schließe ich mich an: Nutzt das was?

Liebe Grüße
Inge

jueb hat gesagt…

Hallo ihr Lieben,

ja, es tut mir gut!
Wie viel mir das aber nutzt, vermag ich noch nicht zu sagen, ich muss es noch etwas länger betreiben und hoffe auf Nachhaltigkeit.

Ich denke mir auch - meine Damen - nicht jeder hat's nötig...

Herzlichst
jueb

Anonym hat gesagt…

Na ja, nicht jeder hat's nötig - aber die, denen bei der Vorstellung, eine Viertelstunde auf der Bettkante zu hocken, der kalte Schweiß ausbricht, sind eventuell doch Kandidaten, oder...?

Ich werde dieses Experiment jedenfalls weiter verfolgen, wenn du mich lässt ;) und bin gespannt auf die Nachhaltigkeit.

Lieben Gruß

Ruth

Anonym hat gesagt…

Wie funktioniert das jetzt, wo Kälte durch die nachts geöffneten Fenster kriecht? Kommt jemand nach der Viertelstunde und bringt heißen Tee zum Aufwärmen oder rettet man sich wieder unter die Decke? Würde man dort aber wieder Ruhe finden?

Ich bin gespannt, wie sich die Viertelstunde entwickeln wird.

Udo

Anonym hat gesagt…

Viertelstunden am Morgen scheinen jedenfalls vom Bloggen abzuhalten. Das kommt auf die Contra-Liste. Oder ist uns der Jueb gar erfroren?!
Das käme dann allerdings auch auf die Contra-Liste...

sorgenvoll,

Ruth

jueb hat gesagt…

.. bin ganz gerührt von euerer Anteilnahme an meinem täglichen Exerzitium. Leider läuft's nicht immer so glatt, wenn ich (zu?) spät aufstehe, besteht eine Neigung, die "Sitzung" ausfallen zu lassen und hinterher plagt mich das schlechte Gewissen. Ansonsten die Gebrauchsanweisung bei diesem Wetter: Fenster zu, dicke Socken an, ein Baumwolldecken drüber und die geschlossenen Augen zusätzlich mit einer Schlafmaske versehen...

Herzlichst
und wo bleiben Nachahmer??!!

jueb

Anonym hat gesagt…

Wo sind die Leute, die meditieren und Juebchen Rückenstärkung geben?

Die Meditation tut ihm wirklich sehr gut!

Zwar wird er kein besserer Mensch, aber ein wenig ruhiger mit seinen Ohren... und das ist schon viel wert! Man soll ja bescheiden sein.

Hartmut und Mops Paul

Anonym hat gesagt…

Liebster Hartmut,

Jueb wird ruhiger MIT SEINEN OHREN?! Wie haben wir das bitte zu verstehen? (Dumbo?)

Außerdem geht es hier ja nicht darum, dass wir ihm nicht den Rücken stärken! Ganz im Gegenteil. Wir warten doch alle auf positive Resonanz, damit die große Nachahmer-Welle starten kann.

Wenn dann allerdings gar nichts kommt, muss man doch um Leib und Leben fürchten.

Aber nun hat er sich ja wieder gemuckst, der gute Jueb. Gott sei Dank.

Liebe Grüße

Ruth