Samstag, 27. Juni 2009

Unerlöst


Michael Jackson ist verblichen, lese ich im Internet.
Nein, er ist unsterblich wie alle Gespenster.


Mittwoch, 24. Juni 2009

Das ist schon unfair...

Manchmal tut es gut, daran erinnert zu werden, dass alles auch ganz anders sein könnte. Heute las ich in der Berliner Zeitung über die Mosuo, eine ethnische Gruppe im Südwesten Chinas, bei der – das ist auch das Thema des Artikels – das Matriarchat „herrscht“. Männer arbeiten nicht, sind weitgehend rechtlos und zuständig nur für die sexuelle Befriedigung der Frauen – auch das hat seinen Preis. Hat eine Frau genug von ihrem Liebhaber, hängt sie seinen Hut an einen Haken vor die Tür. Rien ne va plus. Auch müssen die Männer bei ihren Müttern leben.

In dem Artikel wird ein Mann zitiert: „Das ist schon unfair, dass die Frauen so viel arbeiten, aber so ist das nun mal bei uns. Wir helfen nur, wenn es gar nicht mehr geht.“ Und eine Frau: „Die Männer wissen nicht, was es heißt, eine Familie ernähren zu müssen. Und sie können auch nicht mit Geld umgehen.“

Jährlich strömen fast 100 000 Touristen nach Luoshui, wo die meisten Mosuo leben. Nach diesem Artikel – der argentinische Journalist Ricardo Coler hat auch ein Buch darüber geschrieben – dürften es noch mehr werden.


Dienstag, 16. Juni 2009

Elsa Stock, mon amour

„Aller Anfang ist schwer“, heißt es. Schnell hat man’s nachgeschwätzt. Stimmt das aber?

Wie ich den 90ern an meiner Promotion schrieb, hatte ich eine Mitstreiterin, nennen wir sie Claudia, von der ich behaupten möchte, dass sie mir in puncto wissenschaftliches Arbeiten deutlich überlegen war. Viel habe ich von ihr lernen können – die sonstige akademische Welt leider nur wenig. Denn Claudia hat ihre Promotion nicht fertig geschrieben. Sie scheiterte, nicht am Thema (wie sie möglicherweise bis heute glaubt), sondern an ihren Ansprüchen. Die waren viel zu hoch, quasi unerfüllbar. Vielleicht dachte sie aber auch an einen Satz von Ludger Lütkehaus: „Viel schlimmer, als nie ans Ende zu kommen, wäre es am Ende zu sein. Und was dann?“ Mag ja sein, aber was hilft der beste wissenschaftliche Sachverstand, wenn er der Welt kein Zeugnis hinterlässt?



Jetzt stehe ich wieder am Anfang vom Ende. Vor dem Ende meines ersten Romans. Auf Seite 277 angelangt drängelt alles zum Finale. Doch mich überkommt - wie in der Endphase meiner Promotion - der süße, verführerische Wunsch, nochmals auf Start zu gehen, denn schließlich könnte ich mittlerweile alles noch viel besser - nicht wahr?

Den Teufel werde ich tun!


Mittwoch, 10. Juni 2009

Damit es uns wieder besser geht...


Lange hat es gedauert, bis bei mir der Groschen gefallen ist. Erst gestern kam mir das vielleicht wichtigste Argument in den Sinn, warum die so genannte Abwrackprämie eine Obszönität darstellt. Es handelt sich dabei um eine von Vater Staat munter herausgegebene Parole, die uns lehrt, man müsse Dinge, die eigentlich noch funktionstüchtig sind, zerstören, damit es wirtschaftlich aufwärts und uns wieder besser geht. Auf Destruktion folgt wirtschaftlicher und sozialer Frieden.

Würde man die scheinbar so harmlose Geste des Auto Abwrackens wirklich ernst nehmen - Gott bewahre, dass wir das tun! - dann ließe sich schlussfolgern, ein Krieg mit seinem nachhaltigen Verwüstungsinferno böte noch bessere Voraussetzungen für ein wirtschaftliches Wachstum - hinterher.