Sonntag, 18. Oktober 2009

Die Farbe des Selbstmords


Kennt noch jemand Loriots Film "Ödipussi" von 1988?
Diplom-Psychologin Margarethe Tietze (Evelyn Hamann) und Paul Winkelmann, Geschäftsführer des Stoff- und Möbelgeschäftes „Winkelmann und Sohn“, (Loriot) führen darin folgenden Dialog - es geht um Wohnberatung:

- "Violett ist nicht ungefährlich."
- "Warum?"
- "Frauen bringen sich in violetten Sitzgruppen um... alleinstehende Frauen."

Ist das immer noch so? Die Antwort steht hier.


Montag, 14. September 2009

Ja, aber...


Mit Vertretern dieses Menschenschlags ist wenig anzufangen, höchstens ein Staat zu machen. Bei jedem Vorschlag und jeder Idee erheben sie wie aus der Pistole geschossen Zweifel, Einwände, schwerste Bedenken. Oft geraten diese Bedenken reichlich diffus und werden, wenn man nachfragt, immer diffuser und sind schließlich kaum mehr fassbar. Manchmal jedoch erheischen sogar diese Ideenbremser nachvollziehbare Einwände, an denen sie sich dann mit knirschendem Zahnwerk festbeißen. Aber auch das ist nicht schwer, wenn man bedenkt -wir reden jetzt vom Bioanbau -, dass jedes frische Gemüse, das wir in unseren Händen prüfend drehen und wenden, Stellen aufweist, die nicht so schön anzusehen oder vielleicht schon ein wenig braun sind - aber werfen wir das Gemüse deswegen in den Kompost?

Man könnte annehmen, Vertreter dieses Menschenschlags haben in ihrem Leben schon schwerste Schicksalsschläge aufgrund allzu großer Sorglosigkeiten erlitten und müssen sich deshalb vorsehen. Dem ist meistens nicht so. Vielmehr haben sie einen hartnäckigen Wunsch am Bestehenden festzuhalten offenbar schon von Geburt an. Auch ihre aktuelle Situation, so erfährt man schnell, hat ihre nicht eben geringen Bedenklichkeiten. Wie diese ewigen Zweifler dort überhaupt hingekommen sind - trotz ihrer massiven Bedenken allem und jedem gegenüber - ist ein großes Rätsel!

Auch diese Aber-Sager haben also ihr Päckchen zu tragen. Der Begriff Bedenkenträger weist darauf hin. Tatsächlich laufen viele von ihnen leicht gekrümmt und kleinen Fußes durchs Leben. Aufrecht und heiter und mit offenen Armen und leuchtenden Augen der Morgenröte entgegenzuschreiten ist etwas ganz anderes.


Samstag, 12. September 2009

Affenscheiße zum Frühstück


Charlotte redet im Interview mit der Süddeutschen Zeitung über die lieben Kollegen. Aber nicht die Charlotte aus den Feuchtgebieten geifert da, sondern die britische Schauspielerin
Charlotte Rampling. Das Ergebnis ist ähnlich erfrischend: "Emma Thompson habe ich immer bewundert, schon, weil sie es mit dem furchtbaren Kenneth Brannagh ausgehalten hat." Oder: "Robert de Niro verlangte, dass drei Kameras gleichzeitig auf ihn gerichtet sein müssten, damit nichts von seiner kostbaren Schauspielkunst verloren ging. Drei Kameras gleichzeitig - ich bitte Sie, was soll das?" Und zu guter Letzt: "Alain Delon macht nur noch Affenscheiße."

Danke, Charlotte!

Samstag, 5. September 2009

Wer Schulden hat, muss auch notwendig lügen (Herodot)


Nicht jede staatliche Vergünstigung annehmen, bloß weil sie einem gesetzlich zusteht. Predigte mein Vater. Denn (wie er sich ausdrückte) der Staat sind wir alle!

Dem möchte ich heute ausdrücklich widersprechen. Dieser Staat möchte ich nicht sein. Nie im Leben. Die Scham würde mich vierteilen. Deutschlands Staatsschulden wachsen jede Sekunde um 4.400 Euro. Atmet man da dreimal tief durch, hat man schon den Gegenwert einer hübschen Dreizimmer-Immobilie in Berlin in bester Lage beisammen. Kann das normal sein?

1980 - oh glückliche Tage! - stand unser Land mit nur 237 Milliarden in der Kreide, 1999 waren es bereits 1,2 Billionen - nun gut, denkt man wohlwollend, das waren halt die Folgen des Mauerfalls und der Wiedervereinigung. Aber was passierte dann? Zwischen 1999 und 2009 erhöhte sich die Staatsverschuldung nochmals um 35 Prozent (!), und auch dieser Anstieg hatte eben nur zum Teil mit den Folgen der Finanzkrise zu tun. Derzeit belaufen sich die Staatsschulden auf 1,65 Billionen Euro, für 2010 wird mit mindestens 1,75 Billionen gerechnet. (Quelle aller Zahlen: Bundesfinanzministerium, Bundesbank)

Natürlich wird dieses bedrückende Thema in diesem verlogenen Wahlkampf hartnäckig gemieden oder einfach skrupellos auf den Kopf gestellt, indem man uns hie und da sogar Steuererleichterungen und andere finanzielle Bonbons mehr verspricht. Doch nicht der Tod zahlt alle Schulden, sondern die armen Erben.


Mittwoch, 2. September 2009

Männer haben Spitzenhirne


Schlägt das Patriarchat zurück? Stehen wir vor einer Vatikanisierung der Gesellschaft? Seit vorgestern weiß ich die Antwort. Da las ich vom Kongress "Führungstreffen Wirtschaft", zu dem nicht der Heilige Stuhl, sondern die Süddeutsche Zeitung einlädt. Unter dem Motto
"Von Spitzenkräften lernen" kann man für 2.595,- Euro plus Mehrwertsteuer am 20. und 21. November im Hotel Adlon 27 Spitzenreferenten hören, die 27 Spitzenreferate halten.

Beackert und beoetkert werden Themen wie "Vorbild oder Buhmann: Manager in schwierigen Zeiten" oder auch "Familienunternehmen in der Krise. Wie sie überleben können?" Ach ja, unter den 27 Spitzenreferenten findet sich nur eine einzige Referentin - die Bundeskanzlerin, um die kommt man ja nicht herum, gleichwohl sie eine Frau ist, aber das merkt man bei ihr ja nicht.

Im letzten Jahr sah es auf dem "Führungstreffen Wirtschaft", das die Süddeutsche Zeitung alljährlich veranstaltet, noch etwas besser aus. Da durften Maria Furtwängler, Maybritt Illner, Dr. Nicola Leibinger-Kammüller und Dr. Hubertine Underberg-Ruder mittun. Was aber haben die Damen falsch gemacht, dass man jetzt eine Zugangssperre für Frauen verhängt hat? Waren sie vielleicht nicht blond genug? Oder zu blond? Und bin ich der einzige im Land, der sich über so was aufregt?

Mittwoch, 26. August 2009

Die hohe Schule der Journaille


Für Frauen, die im Fernsehen vor der Kamera stehen oder sitzen, sind Schönheit und Jugendlichkeit starke Verkaufsargumente und fast schon der Ausweis von Kompetenz. Das gilt sogar für Journalistinnen, die doch keine Busenwunder sein müssen, um ihre Aufgabe ordentlich zu erfüllen. Sabine Christiansen sieht heute mit 51 noch jünger aus als vor zehn Jahren, als sie 41 war. Wie kann das sein? Der Gentleman schweigt, nachzufragen verbietet der Anstand, selbst wenn Christiansen gerade wieder Interviews geben muss, um ihr kleines Bildschirmcomeback zu promoten. Gemeinsam mit Stefan Aust, der sie als SPIEGEL-Chefredaketur einst regelmäßig verrissen hat, moderiert sie nun "Ihre Wahl! Die Sat-1-Arena".

Wie sich das tabuisierte Thema trotzdem auf elegante und zugleich hinterfotzige Weise anschneiden lässt, zeigen Joachim Huber und Sonja Pohlmann, die Sabine Christiansen interviewt haben (für Ungeduldige: last question!). Das ist, wie eine liebe Freundin zurecht meint, "die hohe Schule der Journaille".

Donnerstag, 13. August 2009

Den Koffer getragen

Ja, bin ich denn noch zu retten? Letzte Nacht träumte ich von Sibylle Beckenbauer. Sie setzte sich in das Café, in dem ich mit meinem Bruder verweilte, direkt an unseren Tisch, kramte ein billiges Anzeigenblättchen hervor und las darin. Und ich dachte mir noch im Traum, hat die gewesene Kaiserin nicht ein bisschen höhere Lektüreansprüche?

So doof bin ich nicht, dass ich nicht wüsste, warum mein Hirn zur Nacht solche defekten Träume gebiert. Tags zuvor, in einem Zustand größtmöglicher Erschöpfung bei gleichzeitiger Niveauabsenkung landete ich bei Andrea’s Boulevard, scrollte mich rauf und runter und stellte fest, dass die geschiedene Beckenbauer und gewesene Sekretärin beim Deutschen Fußball-Bund hier gewissermaßen zum Grundinventar gehört: Mal Eagles Charity Club, mal Salon mit Dr. Ulrich Bauhofer im Arabella Sheraton Grand Hotel München (Who the hell ist Dr. Bauhofer?), mal Mercedes Benz Fashion Week, mal Omega Golf Cup 2009... Regelmäßig schreibt die Golferin auch noch für zwei Golfmagazine eine Golf-Ladies-Serie. Was man halt so tut als abgelegte Gattin einer "Lichtgestalt des deutschen Fußballs". Beckenbauer-Mutter Antonie kennt auch noch die vergangenen Verdienste ihrer Ex-Schwiegertochter: „Sie hat den Franz ausstaffiert, ihm die Koffer getragen, wenn es schnell gehen musste.“

Franz Beckenbauers Lebensweg pflastern bis heute zwei geschiedene Ehefrauen, eine Langzeitgeliebte und zwei Kurzzeitgeliebte plus (uneheliche) Kinder, alle muck(t)en nicht auf, sagen nur Nettes über den großzügigen Franz oder halten die Klappe. Kein Scheckbuch der Boulevardpresse bewegt sie dazu, über das Leben an der Seite des weltbesten Fußballspielers zu plaudern. In Sibylles Fall munkelte man gar von einer Scheidungsabfindung in zweistelliger Millionenhöhe. Ich meine, scheidungswillige Millionäre sollten sich ein Scheibchen vom guten Franz abschneiden.