Montag, 14. September 2009

Ja, aber...


Mit Vertretern dieses Menschenschlags ist wenig anzufangen, höchstens ein Staat zu machen. Bei jedem Vorschlag und jeder Idee erheben sie wie aus der Pistole geschossen Zweifel, Einwände, schwerste Bedenken. Oft geraten diese Bedenken reichlich diffus und werden, wenn man nachfragt, immer diffuser und sind schließlich kaum mehr fassbar. Manchmal jedoch erheischen sogar diese Ideenbremser nachvollziehbare Einwände, an denen sie sich dann mit knirschendem Zahnwerk festbeißen. Aber auch das ist nicht schwer, wenn man bedenkt -wir reden jetzt vom Bioanbau -, dass jedes frische Gemüse, das wir in unseren Händen prüfend drehen und wenden, Stellen aufweist, die nicht so schön anzusehen oder vielleicht schon ein wenig braun sind - aber werfen wir das Gemüse deswegen in den Kompost?

Man könnte annehmen, Vertreter dieses Menschenschlags haben in ihrem Leben schon schwerste Schicksalsschläge aufgrund allzu großer Sorglosigkeiten erlitten und müssen sich deshalb vorsehen. Dem ist meistens nicht so. Vielmehr haben sie einen hartnäckigen Wunsch am Bestehenden festzuhalten offenbar schon von Geburt an. Auch ihre aktuelle Situation, so erfährt man schnell, hat ihre nicht eben geringen Bedenklichkeiten. Wie diese ewigen Zweifler dort überhaupt hingekommen sind - trotz ihrer massiven Bedenken allem und jedem gegenüber - ist ein großes Rätsel!

Auch diese Aber-Sager haben also ihr Päckchen zu tragen. Der Begriff Bedenkenträger weist darauf hin. Tatsächlich laufen viele von ihnen leicht gekrümmt und kleinen Fußes durchs Leben. Aufrecht und heiter und mit offenen Armen und leuchtenden Augen der Morgenröte entgegenzuschreiten ist etwas ganz anderes.


Samstag, 12. September 2009

Affenscheiße zum Frühstück


Charlotte redet im Interview mit der Süddeutschen Zeitung über die lieben Kollegen. Aber nicht die Charlotte aus den Feuchtgebieten geifert da, sondern die britische Schauspielerin
Charlotte Rampling. Das Ergebnis ist ähnlich erfrischend: "Emma Thompson habe ich immer bewundert, schon, weil sie es mit dem furchtbaren Kenneth Brannagh ausgehalten hat." Oder: "Robert de Niro verlangte, dass drei Kameras gleichzeitig auf ihn gerichtet sein müssten, damit nichts von seiner kostbaren Schauspielkunst verloren ging. Drei Kameras gleichzeitig - ich bitte Sie, was soll das?" Und zu guter Letzt: "Alain Delon macht nur noch Affenscheiße."

Danke, Charlotte!

Samstag, 5. September 2009

Wer Schulden hat, muss auch notwendig lügen (Herodot)


Nicht jede staatliche Vergünstigung annehmen, bloß weil sie einem gesetzlich zusteht. Predigte mein Vater. Denn (wie er sich ausdrückte) der Staat sind wir alle!

Dem möchte ich heute ausdrücklich widersprechen. Dieser Staat möchte ich nicht sein. Nie im Leben. Die Scham würde mich vierteilen. Deutschlands Staatsschulden wachsen jede Sekunde um 4.400 Euro. Atmet man da dreimal tief durch, hat man schon den Gegenwert einer hübschen Dreizimmer-Immobilie in Berlin in bester Lage beisammen. Kann das normal sein?

1980 - oh glückliche Tage! - stand unser Land mit nur 237 Milliarden in der Kreide, 1999 waren es bereits 1,2 Billionen - nun gut, denkt man wohlwollend, das waren halt die Folgen des Mauerfalls und der Wiedervereinigung. Aber was passierte dann? Zwischen 1999 und 2009 erhöhte sich die Staatsverschuldung nochmals um 35 Prozent (!), und auch dieser Anstieg hatte eben nur zum Teil mit den Folgen der Finanzkrise zu tun. Derzeit belaufen sich die Staatsschulden auf 1,65 Billionen Euro, für 2010 wird mit mindestens 1,75 Billionen gerechnet. (Quelle aller Zahlen: Bundesfinanzministerium, Bundesbank)

Natürlich wird dieses bedrückende Thema in diesem verlogenen Wahlkampf hartnäckig gemieden oder einfach skrupellos auf den Kopf gestellt, indem man uns hie und da sogar Steuererleichterungen und andere finanzielle Bonbons mehr verspricht. Doch nicht der Tod zahlt alle Schulden, sondern die armen Erben.


Mittwoch, 2. September 2009

Männer haben Spitzenhirne


Schlägt das Patriarchat zurück? Stehen wir vor einer Vatikanisierung der Gesellschaft? Seit vorgestern weiß ich die Antwort. Da las ich vom Kongress "Führungstreffen Wirtschaft", zu dem nicht der Heilige Stuhl, sondern die Süddeutsche Zeitung einlädt. Unter dem Motto
"Von Spitzenkräften lernen" kann man für 2.595,- Euro plus Mehrwertsteuer am 20. und 21. November im Hotel Adlon 27 Spitzenreferenten hören, die 27 Spitzenreferate halten.

Beackert und beoetkert werden Themen wie "Vorbild oder Buhmann: Manager in schwierigen Zeiten" oder auch "Familienunternehmen in der Krise. Wie sie überleben können?" Ach ja, unter den 27 Spitzenreferenten findet sich nur eine einzige Referentin - die Bundeskanzlerin, um die kommt man ja nicht herum, gleichwohl sie eine Frau ist, aber das merkt man bei ihr ja nicht.

Im letzten Jahr sah es auf dem "Führungstreffen Wirtschaft", das die Süddeutsche Zeitung alljährlich veranstaltet, noch etwas besser aus. Da durften Maria Furtwängler, Maybritt Illner, Dr. Nicola Leibinger-Kammüller und Dr. Hubertine Underberg-Ruder mittun. Was aber haben die Damen falsch gemacht, dass man jetzt eine Zugangssperre für Frauen verhängt hat? Waren sie vielleicht nicht blond genug? Oder zu blond? Und bin ich der einzige im Land, der sich über so was aufregt?