Freitag, 4. Dezember 2009

Genie und Wahnsinn


Insbesondere durch mein vorletztes Posting ist bei einigen Lesern der Eindruck entstanden, ich hätte Krebs oder eine ähnlich schlimme Krankheit, das ist aber GottSeiDank nicht der Fall, ich fühle mich soweit munter. Die Untersuchungen, von denen ich berichtete, bezogen sich auf meine Schwerhörigkeit, und die interessante, verlockende, aber eben auch aufregende Möglichkeit, mir eventuell ein
Cochlear Implantat einsetzen zu lassen.

Zur Wiedergutmachung jetzt etwas Lustiges und Lehrreiches dazu. Was macht Kreativität erträglich? Wie können wir uns vor den schrecklichen dunklen Löchern schützen, die uns verschlingen, wenn wir keine Ideen mehr haben? Die Autorin Elizabeth Gilbert spricht 18 Minuten lang über Genie und Wahnsinn (mit deutschen Untertiteln).


Heutzutage ist ja alles geklaut - auch dies. Eine Autorenkollegin (die auch sonst mit viel Inspiration gesegnet ist) hat mich auf dieses wunderbare Fundstück aufmerksam gemacht. Dankeschön, Bettina Stackelberg!

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Duell


Wer hochgradig schwerhörig ist (beinahe hätte ich hochkarätig getippt) fragt sich früher oder später, wann das eigentlich so anfing mit dem "schwer hören". Mich verblüffte vor knapp 15 Jahren ein schlauer HNO-Arzt mit der Feststellung, dass ich schon als Kleinkind schlecht gehört habe. Zweifelsfrei beweisen ließe sich das an meiner Aussprache einer einzigen, bestimmten Silbe - welche, weiß ich leider nicht mehr.

Ja, ich erinnere mich: In der Schule saß ich immer vorne, Ausdruck meines außergewöhnlichen Ehrgeizes und Eifers , hieß es. Im Gymnasium war ich in Englisch und Französisch vorbildlich, allein beim Diktat haperte es. Mit Abschreiben kompensierte ich, bis man mir das Blatt wegnehmen wollte. Die Französischlehrerin (über ihre Aussprache wurde in der Klasse übrigens ebenso gelästert wie über meine) duellierte sich mit mir. Wir standen uns gegenüber wie David dem Goliath. Sie zog am einen Ende meiner Schularbeit, ich am anderen, keiner wollte nachgeben. Schließlich ließ ich los, rannte aus dem Zimmer und schlug die Türe zu. Frau Schühlein (sie hieß wirklich so und liest vielleicht mit: Hallo, Frau Schühlein!) folgte mir auf den Gang (jetzt konnten alle anderen abschreiben) und befahl mir zurückzukommen (sie dachte wohl, ich würde aus dem Fenster springen, dabei waren wir im Parterre). Ich sträubte mich zwei, drei Minuten, bis aus ihrer Wut ein sanftes Betteln wurde, dann ging ich mit ihr zurück.

Übermäßig stolz bin ich auf solche Schulepisoden nicht - aber sie erklären einiges.

Mittwoch, 2. Dezember 2009

Metzgern?


Ich werde geduscht sein, frisch rasiert, die blonden Haare gesund nach oben geföhnt, und gut angezogen sowieso, besser als gewöhnlich, eben genau so, als würde mir ein besonders erfreuliches Ereignis bevorstehen. Dabei ist es nur eine Klinik, die ich betreten werde, um dort über Stunden von einer Untersuchung zur nächsten geschickt zu werden. Warum aber all das im Zustand wie aus dem Ei gepellt?

Ich glaube, ich will den Ärzten verklickern, Vorsicht, ihr Körperinspektoren, vergesst nicht, dass in diesem Fleisch ein veritables Subjekt haust, das erhobenen Hauptes in die Schlacht zieht und sich ungern und nur in Ausnahmefällen zum Objekt machen lässt. Vielleicht ist das aber auch nur ein Bestechungsversuch wie ihn alle Operationsbedürftigen nicht unterlassen können: Hey, guckt genau hin, hier liegt ein Missverständnis vor, bei mir gibt es nichts zu metzgern.