
Samstag, 27. Dezember 2008
Sonntag, 14. Dezember 2008
Das Krönungswerk des Teufels
Mittwoch, 10. Dezember 2008
Gefährlich nah
Freitag, 28. November 2008
Pakete schnüren
Freitag, 14. November 2008
Selber schuld?
Samstag, 8. November 2008
Die Abgelegten
Donnerstag, 30. Oktober 2008
Der Spatz von Paris
Sonntag, 26. Oktober 2008
Ich bin ja erst 44
Freitag, 17. Oktober 2008
Mitten im Grün
Sonntag, 12. Oktober 2008
Ich Gucci, du Prada
Donnerstag, 18. September 2008
Akku

Ich spür’s. Der Herbst kommt, Blätter fallen, meine Wollsocken haben Löcher, und es wird Zeit, ein Haus zu bauen und über das eigene Altern nachzudenken. Doch noch lasse ich älteren Freunden den Vortritt. Eine gertenschlanke Berliner Freundin, die kürzlich 51 geworden ist, legte bei einer Tasse Kaffee, in die sie Süßstoff (!) warf, ein erschütterndes Geständnis ab: „So viel wie mit 40 halte ich heute nicht mehr aus.“
Später korrigierte sie sich und deutete an, dass ihr der Satz allzu kokett heraus gerutscht war. Stattdessen erzählte sie von ihrer Mutter, die sie kürzlich besucht hat. „Legst Du Dich mittags manchmal hin?, fragte die Tochter beiläufig. Die 81-Jährige, die als rüstig zu bezeichnen durchaus gestattet ist, guckte nur verwundert, als hätte sie sich verhört: „Würde ich mich nach dem Mittagessen nicht regelmäßig hinlegen“, so belehrte die Mutter die Tochter, „könnte ich den Rest des Tages überhaupt gar nichts mehr machen. Ab Mittag sind nämlich meine Batterien leer.“
Donnerstag, 28. August 2008
15 Minuten
Freitag, 15. August 2008
Lisa


Freitag, 25. Juli 2008
Gratulieren verboten
Freitag, 18. Juli 2008
"Gedicht der Woche"
Donnerstag, 10. Juli 2008
My brain is my castle
Montag, 7. Juli 2008
Die Unentschlossene
Mittwoch, 25. Juni 2008
Mein Kaffeelöffel
Donnerstag, 12. Juni 2008
Großer Dichter tot..
Montag, 2. Juni 2008
Multitasking
Samstag, 24. Mai 2008
Machen wir...!
Ob ich beim Imbiss Currywurst mit Pommes und Ketchup bestelle, den Installateur beauftrage, die tropfende Heizung zu reparieren oder telefonisch um eine Unterbrechung meines Zeitungsabonnements bitte, immer kommt ein lebhaftes „Machen wir!“.
Was damit wohl gemeint ist? Doch nicht, dass die Hände der Werktätigen die Dienstleistung in Teamarbeit verrichten? Oder dass ich selbst mithelfen muss?
Offenbar soll die „Wir-Form“ Vertrauen und Autorität stiften, die das „Ich“ allein nicht zu erwecken vermag. Das „Ich“ spricht im Namen der Institution, der Belegschaft, des Kollektivs, als wären wir alle real existierende Sozialisten. Vielleicht aber zeigt sich hier nur, was Gesellschaftstheoretiker schon lange behaupten. Vom Postulat sich zu individualisieren haben die Menschen mittlerweile die Schnauze voll. „Ich“ sein ist anstrengend. Zu viel Entbindung macht Angst.
Dienstag, 20. Mai 2008
Der Wassermolch
Mittwoch, 14. Mai 2008
Journalisten auf Emanzipationstrip
„Immer mehr...“ Sätze, die so anfangen, gehören eigentlich in den Müll. Wagen wir’s trotzdem. Immer mehr Journalisten schreiben Romane. Das muss nicht im Fiasko münden. Im Gegenteil. Harald Martenstein, Dirk Kurbjuweit, Alexander Osang oder auch Elke Schmitter haben Akzeptables, zum Teil gar Großartiges zustande gebracht. Dabei schreiben Journalisten-Romanciers stets auf Messers Schneide. Zwar verfügen sie über einschlägige Medienkontakte, die beim Bewerben des Romandebüts sehr nützlich sein können, andererseits warten Kollegen aus dem Feuilleton nur darauf, die Schreibversuche auf fachfremdem Terrain zu zerfetzen. Die Fallhöhe ist enorm, besonders wenn der Rezensierte früher selbst rezensiert hat (womöglich gar sehr garstig).
Warum tun sich Journalisten das also an und schreiben trotzdem Romane? Sind sie zu wenig ausgelastet, langweilt sie das tägliche Einerlei des Redaktionsalltags? Sind sie der Vierspalter, die maximal zu füllen sind, überdrüssig geworden? Oder haben sie gar etwas zu sagen, was sich nur in Romanform mitteilen lässt?
Die Antwort geht weit darüber hinaus. Journalisten führen eine parasitäre Existenz. Und ihre Eitelkeit ist nichts als ein Schutzschild gegen den eigenen Minderwertigkeitskomplex (also verzeihlich). Ohne das Ereignis, die Katastrophe, den Skandal und die Premiere wäre der Journalist ein Nichts (also gar nicht vorhanden), denn über was sollte er sonst berichten? Diese berufsimmanente Schmarotzerei gefährdet die Existenz. So jammern Journalisten an trüben Tagen: „Ich kann nichts anderes als schreiben“. An noch trüberen Tagen wissen sie, nicht einmal das ist wirklich sicher und kann auch erst am Ende des Berufslebens bewiesen werden.
Bis dahin gibt es nur eine Losung: schreiben, schreiben, schreiben und versuchen, sich dem Parasitismus zu entwinden. Am besten über das Sprungbrett in die Fiktion. Am besten mit einem Roman, der edelsten Gattung von allen. Gelingt das, ist es gleich eine doppelte Emanzipation. Man hat sich aus der Abhängigkeit des Faktischen befreit. Und als besonderen Triumph einen anderen zum Parasiten gemacht. Vorausgesetzt es findet sich jemand, der einen auch rezensiert....
Sonntag, 11. Mai 2008
Neues von Wahrsagern und der guten Fee
Pfingstsonntag. Wetter gut, Essen gut, alles gut. Außerdem zwei Witze und zweimal ein bisschen Lebensphilosophie.
Justus, acht Jahre alt, erzählt mir oft und gern Witze, manchmal auch mehrfach denselben, macht aber nichts. Diesen hörte ich zum ersten Mal: Zwei Wahrsager treffen sich auf einer Wahrsager-Tagung. Fragt der eine den anderen: „Dir geht es gut! Aber wie geht es mir?“
Frau D., gerade 50 geworden, hat vor kurzem ihren Lebenspartner geheiratet. Sie erzählt diesen Witz: Ein älteres Ehepaar ist schon sehr viele Jahre verheiratet. Da kommt eine gute Fee und sagt: „Jeder von Euch hat drei Wünsche frei. Wer mag anfangen?“ Der Ehemann drängelt sich vor. „Ich hätte gerne eine 30 Jahre jüngere Frau.“ „Kein Problem!“, sagt die gute Fee und schnippt mit dem Finger. Voilà der Mann ist 30 Jahre älter.
Donnerstag, 8. Mai 2008
Miss Peggy Lee - Die Frau, die uns Fieber gab

In den 50er Jahren reift die Lee zu einer klassischen Bluessängerin, die ihre Mittel bei einem Arbeitspensum von durchschnittlich drei Langspielplatten im Jahr immer mehr verfeinert und selten in Routine abgleitet. Ihr Cool-Jazz-Album „Black Coffee“ von 1952 gilt heute noch als Meilenstein. Kritiker nennen Peggy Lee in einem Atemzug mit Ella Fitzgerald, Sarah Vaughan und Frank Sinatra. Der arrangiert ihr ein pompöses Album mit Liebesballaden („The Man I love“), für die Sängerin das beste ihrer Karriere. Eigene Konzerte und regelmäßige Auftritte in den damals so beliebten Personality-Shows im amerikanischen Fernsehen helfen ihr, die typische Peggy-Lee-Performance zu kreieren. Glamour und Understatement, eine softe, warmherzige Stimme, die leicht nasaliert auch hochnäsige Töne anschlägt, eine minimalistische Hohenpriesterin, die noch die größten Emotionen mit unglaublicher Coolness unter Verschluss hält. Wie in „Fever“, dem unterschwelligsten Sexsong, der jemals geschrieben wurde. Ein Bass, ein Schlagzeug und drei Fingerschnipper. Vor diesem spärlichen Hintergrund wird jeder Gesang gnadenlos ausgestellt - nur wenige Sänger sind in der Lage, das zu überleben. Lee schafft es und fügt noch eigene Strophen hinzu, darunter eine ziemlich ironische über „Captain Smith und Pocahontas“, dem Liebespaar, das für den Gründungsmythos Amerikas steht, der ersten englischen Siedlung auf nordamerikanischem Festland. Peggy Lees ultimative Adaption von "Fever" inspirierte Klaus Theweleit zu seiner weitausholenden Studie über „Pocahontas“.
Sonntag, 4. Mai 2008
Eingetütet
Wie alle Menschen auf der Welt, besonders hier in Deutschland, bin auch ich zu kurz gekommen. Es fehlt mir an Zuspruch, Aufmerksamkeit, Lob. Seit Eduard-Paul zu uns gezogen ist, hat sich das dramatisch gewandelt. Genauer gesagt, seit er an sich halten kann. Wildfremde Menschen drehen sich um, Radfahrer bremsen, selbst Autofahrer stoppten schon, um mir durch die Fensterscheibe ihre Hochachtung auszusprechen. Ja, genau. Ich bin der Mann, der den Kot seines Hundes mit einem Frühstücksbeutel aufliest und eingetütet im Mülleimer entsorgt. Das beeindruckt die Berliner. Und mich langsam auch. So sehr, dass es mir schon wieder peinlich ist. Deshalb erzähle ich gern folgende Geschichte:
Ein Mann hat vom Leben die Schnauze voll und will sich vom Schnellzug überrollen lassen. Als er sich auf die Schienen legt, greift er in frischen Hundekot. Angewidert geht er davon. Die Aggression gegen sich selbst hat sich nach außen gewendet. Erst gegen den Kot, dann gegen den Hund und schließlich gegen den Halter. Schön, dass er überlebt hat.
Donnerstag, 1. Mai 2008
Mein Pflasterstein
Pflastersteine haben nicht den besten Ruf, besonders in Berlin, genauer gesagt in „Kreuzberg 36“. Sie flogen hier in der Oranienstraße oder auch im Wrangelkiez zu oft gegen Schaufensterscheiben, Autobleche und Menschen. Ein Sponti-Spruch von 1968 spornte an: „Unter dem Pflaster liegt der Strand“. In der Hochzeit der 1.Mai-Randale kurz vor der Wende sollen über 10.000 Pflastersteine in böswilliger Absicht aus dem Boden gerissen worden sein. Heute ist Kreuzberg befriedet, die Krawalle sind zu jugendlichen Mannbarkeitsriten verkümmert. Ich beklage das nicht. Ist es doch ein Fortschritt, dass wir unsere Blumenkästen draußen stehen lassen können, ohne deren Verwüstung befürchten zu müssen.
Außerdem kann man mit Pflastersteinen Schöneres machen als Sachschäden zu produzieren oder Vorgärten flach zu betonieren. Ich weiß das, weil's mir Hartmut Sy beigebracht hat. Für seine Skulpturen verwendet der Berliner Bildhauer www.hartmut-sy.de neben Stahl, Messing und Zinn auch Granit. Vor einigen Wochen nahm er mich mit zu seinem Händler für Natursteine. Dort konnte ich sehen, wie er aus meterhohen Pflastersteinbergen auswählte mit flinker Hand und strengen Argusaugen. Das Beuteschema blieb rätselhaft. Ein Stein war zu groß, einer zu klein, bei einem behagte die Form nicht, beim anderen die Maserung. Von geschätzten 50 Trümmern passte eines, wenn überhaupt. Da ich das Vertrauen des Künstlers genoss, durfte ich behilflich sein. Ich mühte mich redlich, nicht ganz erfolglos. Aus einem der von mir herausgefischten Pflasterstein wurde etwas durchaus Ansehnliches:
