Wer hochgradig schwerhörig ist (beinahe hätte ich hochkarätig getippt) fragt sich früher oder später, wann das eigentlich so anfing mit dem "schwer hören". Mich verblüffte vor knapp 15 Jahren ein schlauer HNO-Arzt mit der Feststellung, dass ich schon als Kleinkind schlecht gehört habe. Zweifelsfrei beweisen ließe sich das an meiner Aussprache einer einzigen, bestimmten Silbe - welche, weiß ich leider nicht mehr.
Ja, ich erinnere mich: In der Schule saß ich immer vorne, Ausdruck meines außergewöhnlichen Ehrgeizes und Eifers , hieß es. Im Gymnasium war ich in Englisch und Französisch vorbildlich, allein beim Diktat haperte es. Mit Abschreiben kompensierte ich, bis man mir das Blatt wegnehmen wollte. Die Französischlehrerin (über ihre Aussprache wurde in der Klasse übrigens ebenso gelästert wie über meine) duellierte sich mit mir. Wir standen uns gegenüber wie David dem Goliath. Sie zog am einen Ende meiner Schularbeit, ich am anderen, keiner wollte nachgeben. Schließlich ließ ich los, rannte aus dem Zimmer und schlug die Türe zu. Frau Schühlein (sie hieß wirklich so und liest vielleicht mit: Hallo, Frau Schühlein!) folgte mir auf den Gang (jetzt konnten alle anderen abschreiben) und befahl mir zurückzukommen (sie dachte wohl, ich würde aus dem Fenster springen, dabei waren wir im Parterre). Ich sträubte mich zwei, drei Minuten, bis aus ihrer Wut ein sanftes Betteln wurde, dann ging ich mit ihr zurück.
Übermäßig stolz bin ich auf solche Schulepisoden nicht - aber sie erklären einiges.